SKETCH NOTES UND GRAF-IZEN
Vor kurzem habe ich mit meiner Oberstufe zwei neue Methoden für die Erarbeitung von Texten getestet. Es ging darum, Informationen aus einem Text alternativ zum allseits bekannten “Notizen schreiben und Inhalt schriftlich zusammenfassen”, zu erproben.
Ich wollte, dass die Schüler Inhalte komplexer und im Zusammenhang verstehen und Inhalte selbst darstellen können. Deshalb haben wir Inhalte mit Sketch Notes dargestellt. Sketch Notes heißt aus aus dem englischen Übersetzt “Skizzen Notizen” – also eine visualisierte Darstellung von Notizen. Als Ursprung der Sketch Notes kann man vermutlich die Höhlenmalereien bezeichnen, die bereits mit Bildern Geschichten erzählen.
WAS SIND SKETCH NOTES?
Sketch Notes sind Notizen in bildlicher Form. Die SchülerInnen lesen Texte und visualisieren den Inhalt mit kleinen Sketches und Stichpunkten. Anders als beim “normalen” Notizen schreiben, werden keine Sätze formuliert sondern Zusammenhänge und Inhalte mit Bildern, Stichpunkten und Pfeilen dargestellt.
Ein Beispiel siehst du hier:
WARUM SIND SKETCH NOTES EINE GUTE WAHL FÜR DEN UNTERRICHT?
Mein erster Versuch für Sketch Notes – Sketch Note über “Was sind Sketch Notes” als Einführung für meine SchülerInnen. (Fazit: Ausbaufähig, aber hat Spaß gemacht haha)
- Sketch Notes machen Spaß – die SchülerInnen haben sich deutlich intensiver und in kleinen Gruppen begeistert mit dem Text auseinander gesetzt. Es sind kreative Ideen entstanden, wie Texte visualisiert werden können und es gab so unterschiedliche Skizzen zum gleichen Text.
- Unser Gehirn denkt in Bildern – dieser Vorteil kann effektiv für Lernprozesse genutzt werden. Die Zeit die die SchülerInnen damit verbringen sich zu überlegen, wie sie den Inhalt bildlich darstellen können, verwenden sie gleichzeitig auch bereits zum lernen. Inhalte werden so deutlich besser verankert. Der Fuchs mit den riesigen Ohren und der Wahl als Hauptbild auf den Sketch Notes wird den SchülerInnen sicher länger im Gedächtnis bleiben als wieder normale Notizen im Heft, die aussehen wie für jeden anderen Text.
- In kleinen Gruppen kommunizieren die SchülerInnen über Inhalte deutlich intensiver und entscheiden, wie sie Inhalte am besten graphisch darstellen können und warum die eine Darstellung vielleicht sinnvoller ist als die andere, warum Inhalte so im Zusammenhand mehr Sinn machen als anders.
- Die SchülerInnen lernen einen oft komplett neuen Zugang zum erarbeiten von Texten. In Biologie konnten wir die Skizzen super nutzen, um oft nicht verstandene Zusammenhänge sichtbar zu machen. Über das bloße schreiben von Texten fehlten SchülerInnen Zusammenhänge und Beziehungen.
WAS MUSS MAN BEDENKEN?
- Die ersten Sketch Notes sind zeitaufwändig. Den SchülerInnen ist es schwer gefallen, auf das bildliche denken umzustellen. Ein Schüler sagte in der Reflexion
“Wir sind es nicht gewohnt Inhalte zu malen. Wir lernen die ganzen Jahre in der Schule nur, wie wir Inhalte mit Worten wiedergeben können. Da ist es schwer auf einmal Bilder zu malen, obwohl es mir hilft Inhalte besser zu verstehen und ich darüber mehr nachdenke.”
— Schüler der 11. Klasse im Biologiekurs
- Sketch Notes auf Plakaten mit bunten Stiften (Material beschaffen) oder bei ausreichender Ausstattung auf dem IPad mit Apple Pencil (oder andere Tablets mit Stift Funktion). Hierfür eignet sich vor allem Notability oder auch GoodNotes je nachdem mit welchem Programm ihr oder die SchülerInnen bereits arbeiten.
- Inhalte müssen im Anschluss detailliert besprochen werden, nach dem erstellen der Sketch Notes ist nicht sichergestellt, dass die SchülerInnen alle Inhalte auch verstanden haben. Manches geht unter, wenn es nicht in der Sketch Note auftaucht. Eine mögliche alternative hierfür, bzw. Ergänzung für Texte mit wichtigen Details können Graf-izen sein.
WAS IST EINE GRAF-IZ?
Graf-iz ist eine Mischung aus Sketch Notes und klassischen Notizen. Hierbei werden Inhalte auf einem Plakat etc. mit Hilfe von Bildern und Notizen dargestellt. So können SchülerInnen sowohl Inhalte graphisch als auch schriftlich darstellen.
Beispiel: Aufteilung einer Graf-iz – kann als Vorlage für Notability genutzt werden. Die gleiche Aufteilung gilt für ein Plakat.
Dabei wird das Plakat (oder digital in Notability/Good Notes) in drei Hauptbereiche geteilt. neben den Hauptbereichen gibt es noch Platz für die Überschrift und das Datum, sowie am Ende des Plakats Platz für weiterführende Informationen/Links.
die drei Hauptbereiche sind:
- Graphische Darstellung der Inhalte mit Bildern und Pfeilen.
- In Kürze – Stichpunkte zu den dargestellten Inhalten.
- Lauftext mit einer Inhaltlichen Zusammenfassung der Inhalte.
Der Vorteil bei Graf-izen ist, das SchülerInnen eine Kombination aus Schrift/Text und Grafik nutzen und so Inhalte deutlich detaillierter darstellen können. Sie haben trotzdem die Aufgabe der Visualisierung und können über Stichpunkte und den Lauftext aber nochmal verdeutlichen, was visuell nicht deutlich darstellbar war.
Auch hier ist der Zeitaufwand zu Beginn hoch, da die SchülerInnen sich an diese Methode erst gewöhnen müssen. Aber die Ergebnisse sind sehr kreativ und SchülerInnen verstehen Inhalte besser. Insbesondere die Kommunikation in der Gruppe und das Erklären der eigenen Darstellung für andere bietet hier schöne Möglichkeiten für alternative Ansätze. Die Besprechung von Graf-izen kann zum einen als Präsentation vor der Klasse aber auch als Gallery-Walk im Klassenraum stattfinden.
Besonders gelungene Graf-izen und Sketch Notes können auch auf Schulfluren oder in Fachräumen aufgehängt werden.
Die Gra-fizen werden ich mit meinen SchülerInnen in den kommenden Wochen üben und das ein oder andere Resultat hier posten.
Schreibt mir auch gerne in die Kommentare, ob und wie ihr diese beiden Methoden schonmal benutzt habt und wie es bei euch war.